Tourexpi
Die
Tourismusbranche in Jerusalem hat sich trotz der anhaltenden Unruhen der
letzten eineinhalb Jahren weiterentwickelt und bereitet sich auf die Rückkehr
internationaler Besucher vor. Einen wichtigen Impuls liefert die jüngste
Entscheidung des Auswärtigen Amtes, die vollständige Reisewarnung für Israel
deutlich abzuschwächen. Nun wird vor Reisen in ausgewählte Gebiete, darunter
der Gazastreifen, der Norden Israels und das Westjordanland, gewarnt. Für das
übrige Israel, einschließlich beliebter Reiseziele wie Tel Aviv, Eilat,
Jerusalem und das Tote Meer, wurde die Warnung aufgehoben. Dies erleichtert
Reisen in das Land erheblich. Ohad Roth, Director Incoming Tourismus Jerusalem,
gibt im Interview Einblicke in die aktuelle Situation in der Stadt, die Perspektiven
für den Tourismus und die Erwartungen an die ITB Berlin, die vom 3. bis 6. März
stattfindet.
Die
Hoffnung auf Frieden scheint erstmals seit eineinhalb Jahren greifbar. Hat sich
in den letzten Wochen etwas in der Stadt verändert?
Trotz
der Herausforderungen der letzten Monate hat sich Jerusalem kontinuierlich
weiterentwickelt. Die touristische Infrastruktur wurde gestärkt, lokale
Attraktionen wurden weiter gefördert und die beeindruckenden kulturellen
Institutionen der Stadt sind aktiv geblieben. So wurde beispielsweise die
Straßenbahnlinie erweitert, um touristische Gebiete künftig besser zu erschließen.
Die beliebten Attraktionen wie der Mahane-Yehuda-Markt, das Israel und Tower of
David Museum haben neue Führungen, Veranstaltungen und Ausstellungen
entwickelt, um Besucher anzuziehen. Auch die neue Nationalbibliothek bietet
innovative Erlebnisse für Touristen. Der lokale Tourismus war in dieser Zeit
ein wichtiger Faktor, um die Branche am Leben zu halten, und viele Unternehmen
hoffen nun auf die baldige Rückkehr internationaler Besucher.
Wie
geht es den Unternehmen in der Stadt, die vor allem vom Tourismus leben?
Zwar
haben einige touristische Unternehmen in der Hotellerie und Gastronomie
dauerhaft schließen müssen, doch es gibt auch positive Entwicklungen: Neue Bars
und Restaurants haben in zentraler Lage geöffnet und profitieren von einem
relativ starken nationalen Tourismus in der vergangenen Wintersaison. Zudem
stehen wir vor der Frühlingssaison mit Pessach und Ostern, was erfahrungsgemäß
ausländische Reisende anzieht – auch wenn die Zahlen noch nicht an frühere
Zeiten heranreichen.
Ein
besonderes Highlight ist die bevorstehende Eröffnung eines Boutique-Hotels im
ruhigen Rehavia-Viertel, gelegen zwischen der Altstadt und den Museumsanlagen.
Das Hotel wird mit einer erstklassigen Gastronomie unter der Leitung der
renommierten Mahneyuda Group und Starkoch Asaf Granite aufwarten. Ein weiteres
Aushängeschild ist die neue Nationalbibliothek, die sich bereits als
kultureller Hotspot etabliert hat und im vergangenen Jahr für geführte Touren
restlos ausgebucht war.
Wie
ist die Stimmung unter den Menschen in Jerusalem?
Um
in Israel zu leben, muss man ein Optimist sein. Es herrscht eine vorsichtige
Zuversicht, dass sich die Lage stabilisiert. Auch in der Tourismusbranche
setzen wir darauf, dass ab den Herbstferien ein deutlicher Anstieg der
internationalen Besucherzahlen zu verzeichnen sein wird.
Welche
Auswirkungen werden die aktuellen Entwicklungen Ihrer Meinung nach auf den
nationalen und internationalen Tourismus haben?
Wir
erwarten, dass die Herbstferien 2025 den Startschuss für eine starke
Wintersaison geben und sich dieser positive Trend bis ins Jahr 2026 fortsetzt.
Besonders die gelockerten Reisehinweise des Auswärtigen Amtes sind ein
bedeutender Schritt, der vielen internationalen Touristen die Entscheidung
erleichtern dürfte, Israel als Reiseziel wieder in Betracht zu ziehen.
Welche
Pläne haben Sie für die kommenden Monate und den Rest des Jahres?
Unser
Hauptziel ist es, lokale tourismusnahe Unternehmen weiter zu stärken und
sicherzustellen, dass die Hotels diese herausfordernde Zeit überstehen. Dafür
fokussieren wir uns aktuell vor allem auf den Inlandstourismus und organisieren
Live-Konzerte mit internationalen Künstlern aber auch zum Beispiel kulinarische
Festivals. In Zusammenarbeit mit den Hoteliers bieten wir Vergünstigungen bei
Hotelübernachtungen.
Für
unsere internationalen Besucher entwickeln wir neue Konzepte, beispielsweise
für Events wie Open House oder auch das Internationale Film Festival, die sich
in den vergangenen Jahren über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht
haben. Zudem forcieren wir Kooperationen zwischen lokalen Unternehmen,
Kultureinrichtungen und touristischen Attraktionen. Gleichzeitig analysieren
wir kontinuierlich die dynamischen Entwicklungen, um unsere internationalen
Büros bestmöglich dabei zu unterstützen, Jerusalem als erstklassiges Reiseziel
zu bewerben. Dazu zählt vor allem auch der deutschsprachige Markt.
Der
deutsche Markt ist ein gutes Stichwort. Was erwarten Sie von der ITB?
Ich
hoffe auf fruchtbare Kooperationen, die Jerusalem langfristig als attraktives
und einzigartiges Reiseziel präsentieren. Besonders mit Blick auf die
gelockerten Reisehinweise sehe ich großes Potenzial, neue Partnerschaften zu
schließen und bestehende Kooperationen zu vertiefen und Planungsgespräche
wieder aufzunehmen. Wir möchten nicht nur Reiseveranstalter und Partner aus der
Branche für neue Projekte gewinnen, sondern auch das Bewusstsein dafür
schärfen, wie vielschichtig und faszinierend Jerusalem als Destination ist.
Weitere
Informationen unter: https://www.itraveljerusalem.com/
Bildnachweis: City view © iTravel Jerusalem
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