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Hüseyin BARANER
Hüseyin BARANER
Baraner: ‘Der ruinöse Wettkampf der europäischen Airlines und der Aufstieg der türkischen Carrier’
Anstelle von Qualität und Service hat man auf niedrige Preise gesetzt und damit Illusionen bei den Passagieren geweckt.

Europa hat sich seinen Luftverkehr selbst ruiniert. Doch wie sieht die Lage in der Türkei aus?

Trotz der während der vergangenen 25 Jahre ständig steigenden Zahlen im europäischen Tourismus, trotz der oft zweistelligen Zuwächse bei der Zahl der Passagiere hat der europäische Luftverkehr aufgrund von falschen Entscheidungen, einem allzu harten Preiskampf und wegen inkonsequenten Verkaufsstrategien im vergangenen Vierteljahrhundert große Verluste hinnehmen müssen.

Hunderte von Fluggesellschaften sind bankrottgegangen

Aus welchen Gründen?

Man hat anstelle von Qualität und Service auf niedrige Preise gesetzt, und damit Geister gerufen, die man nun nicht wieder losbekommt: Die Kosten für das immense operative Geschäft, die Werbung, und das Marketing sind für die Unternehmen erschreckende Monster geworden.

Man hat die Kunden dazu gebracht, sich nach dem Motto „ich bin doch nicht blöd“ nur noch auf den günstigsten Preis zu konzentrieren, und dabei sind etliche der Vorreiter dieser neuen Ausrichtung bereits vom Markt gefegt worden.

Natürlich ist es wichtig, eine gute Auslastung zu erzielen und ein gutes Gleichgewicht zwischen Ausgaben und Einnahmen zu erreichen. Aber viele der Manager, die mit Mottos wie „zahle bloß nicht mehr als Dein Sitznachbar“ oder „zahle bei unserer Konkurrenz nur nicht mehr als bei Du bei uns zahlst“ sogar die Kunden bereits störten, sind nun selbst, nachdem sie sich ihre eigene Grube gegraben haben, arbeitslos.

Man hat die Passagiere daran gewöhnt, nur noch daran zu denken, ob man auch den günstigsten Preis erhalten hat

Die Leute, die Passagiere dazu gebracht haben, ihren Sitznachbar im Flugzeug zu fragen, wieviel dieser wohl für den Flug gezahlt hat, und so die Kabine zu einem Verhörzimmer werden zu lassen, haben den Kunden und dem Staat Milliarden von Euro Schaden bereitet.

Nun werden wir Zeuge, wie sich einer der Federführer dieser Politik, der CEO von Ryanair, Michael O´Leary, beklagt, dass die Preise zu niedrig seien. Und die Europäer, die in einem gewöhnlichen Lokal für eine Pizza nebst Beilagen und Getränken fast 20 Euro zahlen, waren wirklich bereit zu glauben, man könne für 9,99 Euro nach London, für 19,99 Euro nach Mallorca und für 29,99 Euro nach Rhodos fliegen.

Auch die Passagiere haben aus dem Finden günstiger Tickets schon fast einen Sport gemacht, und zu einem Wettbewerb unter Freunden. Es ist zur Mode geworden, sich damit zu brüsten, billiger als ein anderer geflogen zu sein. Und nun ist es soweit, dass man selbst, wenn man den günstigsten Preis anbietet, davon ausgehen muss, dass der Kunde sofort darüber nachdenkt, wo er den Flug noch günstiger bekommen könnte.

Dieser Zustand hat auch die Reisebüros davon abgebracht, Flugtickets zu verkaufen. Winzige Kommissionen oder Gebühren, die als „Dienstleistungsgebühr“ bezeichnet werden, sind auch deshalb nicht attraktiv, weil der Kunde die Flüge über GDS noch günstiger erstehen kann. So kann man als Reisebüro kein Geld verdienen.

Das war eine Fehlentscheidung der Fluggesellschaften

Auf niedrige Preise zu setzen war eine solche Fehlentscheidung, dass wir in Europa sogar Reisebüros sehen konnten, die Schilder an ihre Türen hängten, auf denen stand, dass sie keine Flugtickets verkaufen. Die von Charterfluggesellschaften und low cost airlines geschaffenen Probleme wachsen Tag für Tag weiter.

Die Ticketpreise sind viel zu niedrig. Während in Europa die meisten Dienstleistungen teurer werden, und eine Tasse Kaffee bereits über drei Euro kostet, wie kommt es da, dass lediglich in diesem Sektor Marktanteile über Niedrigpreise errungen werden sollen? Und warum geht das immer so weiter?

Die von Unternehmen wie Ryanair und EasyJet angebotenen Niedrigpreise können von den Charterfluggesellschaften, die für Reiseveranstalter arbeiten, nicht getragen werden. Deshalb gehen die Kunden immer häufiger dazu über, ihre eigenen Urlaubspakete zu schnüren, und emanzipieren sich auf diese Weise von den Reiseveranstaltern.

Die Kosteneinsparungen sind schneller als die Flugzeuge

Die Preisentwicklungen und die Algorithmen, nach denen die Preise berechnet werden, sind nicht mehr nachvollziehbar, die Kostenersparungen erfolgen schneller, als die Flugzeuge unterwegs sind. Wenn Reiseveranstalter Flüge zu höheren Kosten einkaufen müssen, um sich ausreichend große Kontingente sichern zu können, um von Onlineanbietern unterboten zu werden, die die Flüge ohne Risiko verkaufen können, dann führt das nur dazu, dass sich die Kunden unwillkürlich fragen, ob sie die Tickets zu teuer gekauft haben.

Dass man den Urlaub einerseits mit dem Motto verkauft, er beginne sofort mit dem Flug, auf der anderen Seite jedoch immer weniger Service bietet, wirkt sich negativ auf die Passagiere aus, die deshalb immer öfter dazu bereit sind, mehr zu bezahlen, um mit einer vernünftigen Fluggesellschaft wie Turkish Airlines zu fliegen.

Auf der ITB wurde vor wenigen Wochen deutlich, dass sich der europäische Flugverkehr um eine Konsolidierung bemüht. Die Zahl derjenigen, die das wie die Manager der TUI und der Berater von Airborne Consulting, Gerald Wissel, offen zum Ausdruck bringen, nimmt zu.

Low cost stammt aus Amerika

Die Niedrigpreise stammen aus den USA. Doch in diesem riesigen Land gibt es nun nur noch vier Fluggesellschaften, die eine Niedrigpreispolitik betreiben. Diese Entwicklung will man in Europa vermeiden, und sucht bereits nach Wegen, weitere Pleiten zu verhindern.

Auf dem aus fast 30 Ländern bestehenden Luftverkehrs-Markt Europas weiß man, dass es in Zukunft weniger Fluggesellschaften geben wird als bisher, doch will man die verbleibenden stärken und bewahren.

Ich möchte die in diesem Bereich aktiven Entscheidungsträger an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man bei diesem Ziel auch die türkischen Fluggesellschaften beachten sollte.

An diesem Spiel sind auch die Türken beteiligt!

Das sage nicht ich, dass sagen die Kunden.

Führen wir uns vor Augen: Wenn wir im Gegensatz zu Europa auch erst vor 30 Jahren ohne große Vorkenntnisse und Infrastruktur in dieses Geschäft eingestiegen sind, haben wir doch trotz aller Fehler so viel erreicht, dass wir im Vergleich zu Europa gut dastehen.

Wenn man die Türkei im Ausland um etwas beneidet, dann sind dies die Fluggesellschaften und der Tourismus. Ob man es glauben mag oder nicht, die türkischen Fluggesellschaften werden einer der wichtigsten Blöcke sein, die an der Konsolidierung dieses Marktes in Europa beteiligt sein werden.

Airlines wie SunExpress, Corendon, Onur, Pegasus, Atlasglobal, Freebird und Tailwind gehören zurzeit zu den wichtigsten und vertrauenswürdigsten Partnern der europäischen Reiseveranstalter.

Die Kunden verlangen immer häufiger nach diesen Airlines

Den türkischen Airlines ist es gelungen, das Verhältnis von Preis und Leistung am besten zu optimieren und das Vertrauen und die Loyalität der Kunden zu gewinnen, so dass sie zu den beliebtesten Fluggesellschaften auf dem europäischen Markt geworden sind.

In diesen Tagen, in denen die Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU unterbrochen zu werden drohen, kann es uns durch Subventionen und jede Art von Unterstützung gelingen, mit Hilfe dieses Sektors ein Feld im Bereich der türkischen Wirtschaft zu schaffen, in dem wir uns aktiv bewegen können.

Die Tatsache, dass wir uns in naher Zukunft nicht mehr nach dem Wettbewerbsregeln der EU richten werden müssen, können wir im Falle von Produkten, nach denen eine starke Nachfrage aus Europa herrscht, zu unserem Vorteil wenden. Somit wird es uns auch gelingen, unsere Transport- und Reisebranche mitten in Europa fest zu etablieren und auszubauen.

Hüseyin Baraner

hbaraner@gmail.com


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